Karl ist der Mode Oscar

Karlism

Wer sich, wie ich zum Beispiel, regelmäßig auf die Suche nach einem möglichst originellen, nicht zu langen, prägnanten und pointierten Zitat macht (in meinem Fall geht es darum, ein Bonmot zu finden, das auf der letzten Seite des „Schaufenster“ der „Presse“ Platz findet, nebst einer passenden Illustration von Nina Ober), der geht früher oder später auf Tuchfühlung mit der beträchtlichen Gesamtmasse der Online-Zitatesammlungen.

Immer wieder erstaunlich – das nur eine Bemerkung am Rande: In Frankreich mussten Gymnasiasten ja früher (und wahrscheinlich müssen sie es noch) ihr Hirn mit Aussprüchen der großen Denker des Hexagons ausstaffieren, um sie auswendig in ihren Essays unterbringen zu können. Hmpf.

Nun jedenfalls ist bekanntermaßen ein häufig wiederkehrender Bonmotspender der großartige Oscar Wilde (gerne auch auftauchend in Ildefonso-Würfeln und den Zitat-Beipackzetteln der Baci-Pralinchen) – anzunehmenderweise ist er ob dieser frequenten Zitabilität (?) auch vielen Menschen ein Begriff, die im Leben noch kein Buch von ihm in der Hand hielten.

Der Mode Oscar ist, das liegt auf der Hand, nun zweifellos Karl Lagerfeld. Der guten Coco Chanel nacheifernd, die ja ihrerseits gerne in der Rubrik Mode/Stilbewusstsein/Luxus Eingang in Zitatemischungen findet, lässt Herr L. es munter und unentwegt in drei bis vier Sprachen vor sich hinplätschern, pointentechnisch.

Konsequenterweise wurde auf der Homepage Karl.com die Rubrik „Karlism“ (!) eingerichtet, die ausschließlich mit Lagerfeld-Bonmots, also eben den „Karlismen“, befüllt wurde. Eine Fundgrube für zitathungrige Modeaficionados? Mag sein, doch irgendwie des Personenkults doch deutlich zu viel.

Werbung