Hot oder haute?

Für das „Presse Schaufenster“ war ich bei den Haute-Couture-Schauen in Paris, illustriert hat den Nachbericht Onka Allmayer-Beck. Über das (ungewöhnliche) Auftauchen einer Ready-to-wear-Show von Vetements in dem Zusammenhang:

Dass diese Kollektion ausgerechnet als Teil der Haute Couture gezeigt werden durfte, ist für die anderen Maisons wie ein Schlag ins Gesicht. Dient die Vetements-Kollektion doch allemal als erdende Kontrastfolie und wirft unweigerlich die Frage auf, ob das Wirklichkeitsentrückte der Haute Couture für heutiges Modeschaffen noch die leiseste Relevanz hat. Solange diese Königinnenroben aber zahlende Kundinnen ansprechen, ist zumindest ein Teil dieses Zweifels ausgeräumt.

Der ganze Text ist hier nachzulesen.

 

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Ursula Strauss: „Die Menschen berühren“

Zum Jahreswechsel habe ich mich für eine Interview-Ausgabe von „Die Presse Schaufenster“ mit Ursula Strauss unterhalten. Fotografiert wurde sie für diese Produktion von Mato Johannik. Im Interview sagt sie unter anderem:

Ich glaube, dass sowohl die Unterhaltung als auch die ernsteren Filme oder Theaterproduktionen einen Nutzen haben für die Welt, und darum genieße ich auch alles, was ich machen kann. Und wenn der Nutzen auch nur darin besteht, dass Menschen sich gut unterhalten fühlen: Das ist auch etwas sehr Wichtiges. Natürlich glaube ich, dass man durch die Ernsthaftigkeit, mit der man seine Arbeit betreibt, etwas bewirken kann.

Das ganze Gespräch ist hier nachzulesen.

 

 

Marco De Vincenzo: „Wir erleben einen positiven Moment“

Für das „Presse Schaufenster“ habe ich mich in seinem Showroom in Paris mit dem jungen italienischen Designer Marco De Vincenzo unterhalten. Er ist bei Fendi für Accessoires zuständig und hat nebenher in den letzten Jahren – mit Beiteiligung von LVMH – erfolgreich seine eigene Marke aufgebaut. Im Interview sagt er unter anderem:

Zwischen den extremen Polen der Mode kann heute etwas Neues entstehen, es gibt sehr viel Spielraum, der sich nicht zuletzt zwischen den Metropolen Paris und Mailand aufmacht. Denn vergessen wir nicht, dass die Geschichte, die Alessandro Michele bei Gucci erzählt, eine sehr italienische ist, mit ihrer großen Opulenz und Überladenheit. Aber noch einmal. Dass in der Mode heute wieder so extrem entgegengesetzte Positionen existieren und jede auf ihre Weise erfolgreich sein kann, ist ein gutes Zeichen für die Flexibilität des Systems.

Das ganze Interview ist hier nachzulesen.

Öko-Automaten

  
Neulich, in Paris, wurde ich dieses interessanten Automatenladens in der Rue des Danes im 17. Arrondissement gewahr. Betrieben wird er von „Au bout du champ“, es ist die zweite physische Niederlassung des Anbieters und so etwas wie die urbanere Version des vom Biobauern zugestellten Lebensmittelkisterls, wie man es hierzulande kennt.

Alle Lebensmittel sind von regionalen Produzenten, was auch die Preise erklärt – trotz geringer Betriebskosten sind die nämlich recht stolz.

  
Bin gespannt, ob bei meinem nächsten Ausflug in die Stadt der Lichter schon ein flächendeckendes Automaten-Ökosystem entstanden sein wird. En quelque sorte, j’en doute.

R = (i x a)/C

Mit dieser hübsch eingängigen Formel* habe ich vor sechseinhalb Jahren einen meiner ersten Beiträge im „Presse Schaufenster“ begonnen. Genauer ging es in dem Artikel um die Gerüchteküche in der Modewelt und darum, dass Insider, wie ich damals meinte, besonders heiß essen würden.

Damals ging es um die von Diane Pernet lancierte Fehlmeldung – die natürlich auch die Zugriffszahlen ihres damals schon nicht mehr top-relevanten Blogs in die Höhe trieb -, dass Alber Elbaz von Chanel als Karl Lagerfelds Nachfolger auserkoren worden sei.

Herr Elbaz ist ja heute mehr „am Markt“ denn je, doch das neueste Gerücht mit Chanel-Bezug wurde nach der Pariser Couture-Woche nun von „Business of Fashion“-Gründer Imran Amed lanciert. Amed mutmaßt, dass Hedi Slimane nur deshalb mit einer Abschiednahme des von ihm umgekrempelten Maisons „Saint Laurent Paris“ liebäugelt, weil er von Chanel ein Lockangebot bekommen habe.

Das mag stimmen, oder es mag falsch sein – man wird es ohnehin sehen. Bedenklich finde ich aber die Rolle, in die sich Amed mit dem besonders stolzen Herausposaunen von Insider-Informationen gebracht hat. Erstens schadet er meiner Meinung nach dem Ansehen seiner Plattform BoF, die ja nur bei anhaltender Vertrauenswürdigkeit relevant bleiben kann.

Und zweitens hat er sich selbst wohl auch nichts Gutes damit getan, ein bisschen Frontrow-Fashion-Klatsch an ein interessiertes Publikum hinauszuposaunen. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht – heißt ein Sprichwort. Und wer einmal dafür bekannt geworden ist, brisante Informationen nicht sachgerecht zu behandeln, wird sie entweder nicht mehr zugespielt bekommen oder als leicht manipulierbarer Informationsverbreiter von Kommunikationsabteilungen instrumentalisiert werden.

Die oben erwähnte Formel, welche auch den Faktor der „Kritikfähigkeit der Beteiligten“ inkludiert, ist dann nämlich nur mehr bedingt anwendbar.
* (edit am 2.2.2016) In der Hitze des Gefechts vergessen: Die Formel, auf die mich damals Andrea van der Straeten mit ihrer künstlerischen Arbeit zum Thema Gerücht gebracht hat, bezeichnet das Produkt aus Brisanz des Inhalts mal Vieldeutigkeit der Information, relativiert durch die Kritikfähigkeit der Beteiligten dar.
 

„Ich bin ja noch ganz am Anfang“

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Foto: Katsey für Die Presse Schaufenster

Vor nicht einmal einem Jahr habe ich Miriam Fussenegger für eine Coverstory in der Salzburg-Spezialausgabe des „Presse Schaufenster“ getroffen. Damals stand Miriam vor ihrem ersten Auftritt bei den Salzburger Festspielen, vor wenigen Tagen wurde sie als neue „Buhlschaft“ vorgestellt. Das nenne ich einen raschen Aufstieg in der Festspielstadt.

Miriams letzter Satz in unserem Gespräch, als ich sie fragte, wie sehr sie sich denn als Person mit potenziell großem Bekanntheitsgrad auch abseits der Bühne in einer Repräsentationsrolle sehe, wird wohl sehr schnell ad acta gelegt werden müssen:

„Realistischerweise denk ich mir, was soll ich schon groß repräsentieren; ich bin ja noch ganz am Anfang. Ich finde es zum Beispiel fast befremdlich, wenn mich jemand um ein Autogramm bittet.“

 

 

Roshi und die großen Namen

dieses und alle anderen Bilder (c) Etienne Tordoir
dieses und alle anderen Bilder (c) Etienne Tordoir

Aber hallo und: na, bravo! Wirklich nämlich. Bravo und herzlichen Glückwunsch – an Roshi Porkar. Die Absolventin der Angewandten-Modeklasse hat bei der diesjährigen Ausgabe des Mode- und Fotofestivals in Hyères (wo in der Vergangenheit bekanntermaßen immer wieder Designer mit Österreichbezug schöne Erfolge feiern konnten) den Prix Chloé gewonnen.

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Roshi, die in den letzten Monaten Erfahrungen bei Lanvin in Paris sammeln konnte – was ihr sozusagen gleich den nächsten großen Namen auf ihrem Mode-Revolvergriff einkerbt (meine Güte, immer diese komischen Metaphern!) -, gewann den Prix Chloé (der in Hyères zum erst dritten Mal vergeben wurde) für das Kreieren einer Silhouette, die der Ästhetik des Hauses entspricht.

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Wie man auf diesen Bildern sehen kann (alle von Roshis Diplomkollektion), musste sich die junge Designerin dafür nicht allzu sehr verbiegen. Schön, das zu sehen. Und spannend, natürlich, wie es weitergeht!

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Wenn Britney die Jagdgründe markiert

Screenshot, "Perfume" by Britney Spears
Screenshot, „Perfume“ by Britney Spears

Ein kleines Follow-Up zu meinem letzten Post über die Wolford-Nennung in Kylies „Sexercize“-Video (ist Kylie übrigens auf einem verspäteten Neunzigerjahre-Sex-Selbstverwirklichungstripp, oder was ist da los?): Ich habe auch in meiner Riechstoff-Kolumne für das „Presse Schaufenster“ schon einmal über Britney Spears‘ „Perfume“ geschrieben, aber ich möchte denselben Gedanken jetzt auch auf die Kalte Platte versetzen: Wie unglaublich beherzt Britney in einem Musikvideo ihre eigene Duft-Familie bewirbt, das hat fast schon wieder was.

Und dann auch noch mit „Perfume“ zu titeln, das ist geradezu kühn. Aber immerhin sind es auch ihre eigenen Düfte, während Kylie ja die Strümpfe eines Sponsors besingt. (Okay, die Düfte macht eigentlich auch nicht Britney selbst, aber sie hat einen etwas engeren Verwertungsnutzen.) Insofern, ja, finde ich „Perfume“, auch wenn es irgendwie noch absurder ist, weniger abturnend als das mit Sponsorenlogo versetzte „Sexercize“-Video. Oder?

 

Kylie macht Sexercize, Musik – und Werbung

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Courtesy of Warner Music / Wolford

Roter-Teppich-Alarm…: Wer es auch in irgendwelche PR-Verteiler von Mode- und Lifestylemarken „geschafft“ hat, wird bestätigen können, dass dieCelebrity-Spottings und Star-Auftritte mit erhoffter Werbewirkung sich unter den diversen Aussendungen kaum zu überbietender Beliebtheit erfreuen. Zwar schauen nicht alle Medien aus wie die InStyle, die Grazia oder das Seitenblicke-Magazin, und ich bezweifle eigentlich auch, dass diese massenhaften Star-Sichtungen mit irgendwelchen Handtaschen und Sonnenbrillen besonders viel für die Kaufentscheidung bewirken, aber vielleicht täusche ich mich ja auch (oder bin auch unrepräsentativ, denn ich persönlich möchte lieber nichts besitzen, das irgendein Hollywoodstar am Strand in Venice Beach vor sich herwedelt oder auf sich draufhat).

Eine Besonderheit stellen natürlich auch die Sichtungen in diversen Musikvideos dar. Besonders gut hat man es im allgemeinen bei Lady Gaga, die offenbar für jede Einstellung in ihren Musik-Machwerken einen anderen Designerlook auswählt (oder von irgendjemandem im Haus of Gaga auswählen lässt).

Screenshot "Sexercize" auf Youtube
Screenshot „Sexercize“ auf Youtube

Nochmal anders verhält es sich, wenn das Musikvideo gleich zum Werbespot umgemodelt wird. Ein besonders, ähm, aufschlussreiches Beispiel ist das letzte Video von Kylie Minogue, „SEXERCIZE“ (omg omg omg). Also, ich spreche an dieser Stelle gar nicht über das Video oder den Song an sich („Bounce Bounce Bounce“), sondern über die Tatsache, dass offenbar alle Workout-Outfits in diesem „hottest workout video ever“ (Wolford PR-Text) von dem Wäschehersteller Wolford beigestellt wurden. Damit der Kooperationspartner nicht davon abhängig ist, dass irgendwelche Medien diese Information aufgreifen, wird am Anfang auch noch kurz das Logo eingeblendet.

Und genau das geht meiner Meinung nach denn doch ein bisschen zu weit. Wer diese Tür aufmacht und die Grenzüberschreitung zwischen (eh schon werblichem) Musikvideo und Werbespot vorantreibt, tut sich nicht wirklich etwas Gutes. Oder sehe ich das ganz falsch und alle, die das lesen, denken komplett anders..?

Duftendes Detail

Eine duftende Nebenrolle spielt in "The Grand Budapest Hotel" von Wes Anderson der Duft "Air de Panache".
Eine duftende Nebenrolle spielt in „The Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson der Duft „Air de Panache“.

Alle Achtung, Wes Anderson! Nun mag man ein Freund seiner Ausstattungsorgien sein oder nicht, in jedem Fall vergisst Anderson nicht auf das noch so kleinste Detail. Zum Beispiel einen Duft, mit dem der Concierge Gustave H., gespielt von Ralph Fiennes, sich in seinem Film „The Grand Budapest Hotel“ so charakteristisch umnebelt, dass das Parfum quasi zu seiner Duftmarke wird.

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Besagtes Cologne, „L’Air de Panache“, ließ Wes Anderson nämlich in Zusammenarbeit mit der französischen Vertriebsfirma Nose und dem bekannten Parfumeur Mark Buxton Wirklichkeit werden. „L’Air de Panache“ ist aber leider nicht in den Handel gekommen, auf der Homepage von Nose lässt sich einiges darüber nachlesen.

Und der nicht in den Genuss eines Panache-Flakons gekommene Beobachter kann sich wieder einmal zu überlegen beginnen, ob er nun die Wiedereinführung der bereits wiederholt kläglich gescheiterten Versuche mit Geruchsfernsehen und -kino wünschen würde, oder sicherheitshalber doch nicht.