Für das „Presse Schaufenster“ war ich bei den Haute-Couture-Schauen in Paris, illustriert hat den Nachbericht Onka Allmayer-Beck. Über das (ungewöhnliche) Auftauchen einer Ready-to-wear-Show von Vetements in dem Zusammenhang:
„Dass diese Kollektion ausgerechnet als Teil der Haute Couture gezeigt werden durfte, ist für die anderen Maisons wie ein Schlag ins Gesicht. Dient die Vetements-Kollektion doch allemal als erdende Kontrastfolie und wirft unweigerlich die Frage auf, ob das Wirklichkeitsentrückte der Haute Couture für heutiges Modeschaffen noch die leiseste Relevanz hat. Solange diese Königinnenroben aber zahlende Kundinnen ansprechen, ist zumindest ein Teil dieses Zweifels ausgeräumt.“
Rüscherlanzeigenmotive: von Balenciaga und Givenchy, artig beschriftet.
Jaja, ich weiß schon – die Modepresse und ihre Tendenz, Dinge aufzubauschen. Aber das ist nun einmal Teil des leicht hysterisch angehauchten Berufsfeldes, derlei kommt alle paar Saisonen wieder – jetzt wird gerade Raf Simons vs. Hedi Slimane ausgekostet bis zum Letzten, irgendwann war es Nicolas Ghesquière vs. Christophe Descarnin, und irgendwer wird dann zwischendurch eben verrückt, weil er bei dem Spiel nicht mehr mitmachen will.
Dieser Blog-Eintrag soll aber gar nicht bis ins Innerste der Funktionsweisen des Modesystems führen, ich wollte nur auf eine Auffälligkeit hinweisen, die sich auf den „Givenchy vs Balenciaga“-Nenner bringen lässt: Beim Durchblättern der Märzausgabe der US Vogue (wieder einmal finde ich es erstaunlich, um wieviele journalistische Klassen die amerikanische Vogue besser ist als die unsäglich inhaltsleere deutsche) ist mir aufgefallen, dass die Anzeigenmotive von Balenciaga und Givenchy sich doch sehr ähnlich sehen.
Beyoncé, in Givenchy, am Cover der Märzausgabe der US Vogue.
Zusätzlich bizarr ist, dass eine Blutsverwandte von dem Givenchy-Modell in sehr ähnlicher Form auch noch das Cover des Magazins ziert, für das Beyoncé ihr Celebrity-Gesichtchen in die Kamera gehalten hat. Ob man da nicht eine andere Givenchy-Anzeige unterbringen hätte können (nicht auf allen, die aktuell kursieren, sind Rüschen-Schößchen zu sehen)?
Einmal am Cover, ein zweites Mal als Testimonial ihres eigenen Duftes – die Märznummer markiert Beyoncés Vogue-Sternstunde.
Dass irgendwo im Heft dann nochmal eine ganze Seite Beyoncé folgt, diesmal als Testimonial (Stichwort: Kreatidirektion) für ihr eigenes Parfum in einem Anzeigenmotiv, darf wohl als weitere Ungeschicktheit der verantwortlichen Anzeigenabteilung verbucht werden. Oder seh ich das zu eng?