Mode und Müll

Screenshot Sustainability Report 2011 Cover

Vor wenigen Tagen wurde von der „Sustainable Strategy“-Abteilung des schwedischen Textilgiganten H & M mitgeteilt, dass man ab Frühjahr 2013 auf eine neue Nachhaltigkeitsstrategie setzt: Ab Februar können in „ausgesuchten Filialen“ Altkleider abgegeben werden; pro Altkleidersack gibt es außerdem einen Shopping-Nachlass für die Endverbraucher, und die abgegebenen Klamotten werden angeblich auch wieder in den Produktionszyklus eingespeist.

Dazu zwei Gedanken: Es ist leider im Rahmen einer allgegenwärtigen Shop-until-you-drop-Mentalität zu befürchten, dass dieses Altkleidercontainerprinzip zu einem noch hemmungsloseren (weil jetzt auch noch mit gutem Gewissen betriebenen) Einkaufsverhalten führen wird. Schon jetzt stellt, das ist kein Geheimnis, der riesige Berg von Altkleidern einen beträchtlichen Anteil am Gesamtmüllaufkommen dar. Und nur weil Altkleider direkt bei H & M abgegeben werden können, heißt das nicht, dass sie sofort vom Erdboden verschwinden. Ganz im Gegenteil.

Was das Upcycling (oder wenigstens Recycling) betrifft, das hier betrieben werden soll: In Anbetracht der Materialqualität eines Großteils der von Diskontern wie H & M produzierten Waren ist meiner Meinung nach kaum anzunehmen, dass hier ein wirklich großer Anteil wieder dem Produktionszyklus zugeführt werden kann.

Darum lautet meine Nachhaltigkeitseinschätzung an dieser Stelle: Dieser Modemüll-Vorstoß von H & M ist ein allzu offenkundiger Fall von Gewissensberuhigung der Kunden, der, wenn er „funktioniert“, wie vom Unternehmen wahrscheinlich erhofft (Umsatzplus!), eher einen Rück- als einen Fortschritt darstellt.

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Mut zum Verfall

Vor gefühlten hundert Jahren, als ich vorübergehend mit den Gedanken spielte, mich in Berlin niederzulassen, habe ich die an der Spree lebende Grazerin Elisabeth Prantner alias „Lisa D.“ zu einem sehr netten Gespräch in ihrem Atelier in den Hackeschen Höfen getroffen. Das war damals ein Interview für die Online-Plattform „Berlin Styles Report“, die es offenbar nicht mehr gibt. Nun ja.

Jedenfalls sprach ich mit Elisabeth, die schon seit mehr als zwanzig Jahren in Berlin arbeitet, über die Entwicklung der Szene, sie erzählte davon, dass sich ihrer Meinung nach „Berlin immer dem großen kommerziellen Erfolg verschließt“. Als Beispiel führte sie unter anderem die wichtigsten Vertreter der über die Maßen lebendigen Technoszene an, die ihrerseits auch nicht das große Geld gemacht haben. Entsprechend kalt ließ sie damals, wir trafen einander 2006, der aktuelle Hype um die Modestadt Berlin (wo ja weiterhin eher Events und Partys veranstaltet werden, als dass massenweise Geld auf B2B-Messen fließen würde).

Vor Kurzem wurde Elisabeth für ihr Mode-Upcycling-Labor/Projekt „Bis es mir vom Leib fällt“ mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet. Ich gratuliere herzlich, das schaut mir doch nach einer netten Sache aus.

Fabelhafte Kosmetik

Das Wortspiel ist so aufgelegt, dass es gar keines ist: Die 1987 in Australien, in Melbourne, gegründete Kosmetiklinie „Aesop“ ist nämlich nach dem antiken Erzähler benannt, der als der Erfinder der Tierfabel gilt. Ergo? „It’s absolutely fabulous, darling.“

Aesop jedenfalls setzt auf qualitativ hochwertige Naturkosmetik, die es auch in ausgesuchten Läden in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu kaufen gibt (in Wien zum Beispiel in der Saint Charles Apotheke).

Die „Voilières“ sind natürlich illustratorisch wertvolle Produktarrangements und obendrein ein tolles Präsent für alle Ornithologen. Oder so.

Und der von Lucy McRar für Aesop verantwortete Kurzfilm „Morphé“ ist zwar (meiner Meinung nach) eher abschreckend als werbewirksam, ästhetisch anspruchsvoll ist er aber in jedem Fall – das brachte ihm auch eine Auszeichnung bei Diane Pernets Fashion-Film-Festival ein. Bitteschön, großes Frankensteinbeautykino.