Wenn Britney die Jagdgründe markiert

Screenshot, "Perfume" by Britney Spears
Screenshot, „Perfume“ by Britney Spears

Ein kleines Follow-Up zu meinem letzten Post über die Wolford-Nennung in Kylies „Sexercize“-Video (ist Kylie übrigens auf einem verspäteten Neunzigerjahre-Sex-Selbstverwirklichungstripp, oder was ist da los?): Ich habe auch in meiner Riechstoff-Kolumne für das „Presse Schaufenster“ schon einmal über Britney Spears‘ „Perfume“ geschrieben, aber ich möchte denselben Gedanken jetzt auch auf die Kalte Platte versetzen: Wie unglaublich beherzt Britney in einem Musikvideo ihre eigene Duft-Familie bewirbt, das hat fast schon wieder was.

Und dann auch noch mit „Perfume“ zu titeln, das ist geradezu kühn. Aber immerhin sind es auch ihre eigenen Düfte, während Kylie ja die Strümpfe eines Sponsors besingt. (Okay, die Düfte macht eigentlich auch nicht Britney selbst, aber sie hat einen etwas engeren Verwertungsnutzen.) Insofern, ja, finde ich „Perfume“, auch wenn es irgendwie noch absurder ist, weniger abturnend als das mit Sponsorenlogo versetzte „Sexercize“-Video. Oder?

 

Werbung

Kylie macht Sexercize, Musik – und Werbung

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Courtesy of Warner Music / Wolford

Roter-Teppich-Alarm…: Wer es auch in irgendwelche PR-Verteiler von Mode- und Lifestylemarken „geschafft“ hat, wird bestätigen können, dass dieCelebrity-Spottings und Star-Auftritte mit erhoffter Werbewirkung sich unter den diversen Aussendungen kaum zu überbietender Beliebtheit erfreuen. Zwar schauen nicht alle Medien aus wie die InStyle, die Grazia oder das Seitenblicke-Magazin, und ich bezweifle eigentlich auch, dass diese massenhaften Star-Sichtungen mit irgendwelchen Handtaschen und Sonnenbrillen besonders viel für die Kaufentscheidung bewirken, aber vielleicht täusche ich mich ja auch (oder bin auch unrepräsentativ, denn ich persönlich möchte lieber nichts besitzen, das irgendein Hollywoodstar am Strand in Venice Beach vor sich herwedelt oder auf sich draufhat).

Eine Besonderheit stellen natürlich auch die Sichtungen in diversen Musikvideos dar. Besonders gut hat man es im allgemeinen bei Lady Gaga, die offenbar für jede Einstellung in ihren Musik-Machwerken einen anderen Designerlook auswählt (oder von irgendjemandem im Haus of Gaga auswählen lässt).

Screenshot "Sexercize" auf Youtube
Screenshot „Sexercize“ auf Youtube

Nochmal anders verhält es sich, wenn das Musikvideo gleich zum Werbespot umgemodelt wird. Ein besonders, ähm, aufschlussreiches Beispiel ist das letzte Video von Kylie Minogue, „SEXERCIZE“ (omg omg omg). Also, ich spreche an dieser Stelle gar nicht über das Video oder den Song an sich („Bounce Bounce Bounce“), sondern über die Tatsache, dass offenbar alle Workout-Outfits in diesem „hottest workout video ever“ (Wolford PR-Text) von dem Wäschehersteller Wolford beigestellt wurden. Damit der Kooperationspartner nicht davon abhängig ist, dass irgendwelche Medien diese Information aufgreifen, wird am Anfang auch noch kurz das Logo eingeblendet.

Und genau das geht meiner Meinung nach denn doch ein bisschen zu weit. Wer diese Tür aufmacht und die Grenzüberschreitung zwischen (eh schon werblichem) Musikvideo und Werbespot vorantreibt, tut sich nicht wirklich etwas Gutes. Oder sehe ich das ganz falsch und alle, die das lesen, denken komplett anders..?

Bieber-Banking


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Es ist ja schon allerhand, wie unglaublich vorsintflutlich ein gestandener Europäer sich in den USA vorkommen kann. Staunte ich doch unlängst an einer Supermarktkasse in Miami über die unzähligen „Pre-paid Debit Cards“, die man sich dort mir nix, dir nix kaufen kann. Einfach so. Eine Bankkarte. Ziemlich chic, oder? Beziehungsweise, pardon: fancy.

Nun ja, um das Ganze noch attraktiver zu machen (offenbar erfreuen sich diese pre-paid debit cards, die man einfach mit Guthaben aufladen kann, wachsender Beliebtheit) gibt es dann auch noch, wir sprechen ja über die USA, sogenannte „celebrity endorsed pre-paid debit cards“. Mhm. Und eine der endorsenden Zelebritäten ist OF COURSE Justin Bieber.

… der weiß, wie’s geht – der Justin

Zur Abrundung der Angelegenheit taucht Justin Bieber als eine Art weiser Sparefroh mit Sex-Appeal (de gustibus non est disputandum…) in begleitend lancierten „So wird’s gemacht“-Videos auf, in denen er Teenagern (die wenig überraschenderweise die hauptsächliche Zielgruppe dieses Spar- oder Geld-Ausgebe-Produktes darstellen) erklärt, wie man mit Geld umgeht und wie unglaublich hilfreich die von ihm beworbene Bankkarte denn nicht ist.

Wenig überraschend ist übrigens auch die Tatsache, dass unter den ohnehin schon von Konsumentenschützern schief angesehenen Karten (für Aufladen, Abheben – und auch für Inaktivität über einen gewissen Zeitraum fallen Gebühren an) die von ihm beworbene besonders umstritten ist. Fazit: „Save some, spend some – spend none, lose some too“.

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Wofür man übrigens sein Geld definitiv auch nicht ausgeben sollte: den Duft „Justin Bieber’s Girlfriend“ im attraktiven Vibrator-Flakon (?). Auch wenn wahrscheinlich Myriaden junger Damen nichts lieber täten, als eben eine solche „Justin Bieber’s Girlfriend“ zu sein, kann der Geschmack des von Elisabeth Gürtler so ungeliebten jungen Mannes gar nicht so schlecht sein, dass dieses stinkende Gebräu sie in seine Arme treiben würde. Aber meine warnenden Worte verhallen wahrscheinlich ungehört.

Rock the Endgerät

© Elsa Okazaki
The Bandaloop, fotografiert von Elsa Okazaki.

Diesmal etwas ganz anderes – nämlich ein TV-Tipp. Also eigentlich ja eher ein SMS-Tipp. Ein Fernseh-und-Abstimm-Tipp. Ein Aufruf. Whatever.

Heute Abend, am 15. Februar um 20.15,  strahlt der ORF eine Sendung aus („Österreich rockt den Songcontest“), in deren Rahmen über die diesjährigen Abgesandten nach Malmö, also zum Eurovisions-Songcontest entschieden wird. Der Songcontest ist sowieso etwas wunderbar Unterhaltsames, und heuer ist auch noch eine der möglicherweise repräsentativen Bands wirklich großartig – „The Bandaloop“ nämlich.

Die Musik ist wirklich nicht übel, die Performance-Qualitäten des Trios (allen voran: Frontwoman Barca Baxant) sind außerdordentlich, und modeaffin sind sie auch noch.


Barca wird am 15. Februar ein Outfit von Anna Aichinger tragen, möglicherweise kommt auch Awareness & Consciousness zum Zug – gut und wichtig finde ich das, die österreichischen Designer brauchen schließlich auch publikumswirksame Testimonials.

Einziges Detail am Rande, das den Unterhaltungswert des Abends trüben könnte: Ko-Moderatorin von Andi Knoll (der ja eh ganz süß ist) ist die verlässlicherweise Nerven sägende Mirjam Weichselbraun. Findet der ORF keine andere Moderatorin in seinem Stall? Sind die Nachwuchssorgen ähnlich groß wie bei der „wir finden Laura Rudas jugendlich und frisch“-SPÖ? Aber das ist natürlich eine ganz andere Geschichte.