Vorauseilende Rückschau

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Trendheft März 2019, Foto: Jork Weismann

Immerhin kommen sie doppelt so oft vor im Jahreskreis wie die sprichwörtlichen „heiligen Zeiten“ – unsere Trendhefte zu Beginn der Saison. Seit Einführung dieses Formats, ich weiß schon gar nicht mehr genau, wann das war – 2013?, 2014? -, zeigen wir am Anfang einer Jahreszeit, also im Lifestylemedienjahr sind das März und September, die Keylooks der wichtigsten Modemarken aus Mailand, Paris, London, New York.

SFCover2018
Trendheft März 2018, Foto: Arton Sefa

Weil diese Ausgabe für das Magazin so wichtig ist, bietet es sich natürlich an, größere Änderungen, markante Modifikationen jeweils hier unterzubringen. 2018 etwa war das Trendheft der Sommersaison auch jene Ausgabe, in der wir unser überarbeitetes, klareres Layout zum ersten Mal den Leser*innen präsentiert haben. Wie ich finde: ein schönes Beispiel für die Layoutkünste unseres Art Directors.

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Trendheft März 2017, Foto: Stefan Armbruster

2017 haben wir mit der Trendausgabe im März zugleich das 40-jährige Bestehen des „Schaufenster“-Magazins gefeiert, was für ein Supplement – weltweit, übrigens – sehr beachtlich ist. Im Februar 1977 wurde die Beilage der „Presse“ erstmals auf buntem Papier gedruckt, seit damals allerdings gilt: „We have come a long way.“

Das war damals auch jene Nummer (mit einem Look von Arthur Arbesser auf dem Cover, <3), mit der ich mich in ein Doktoratssabatical verabschiedet habe. Auf der Editorial-Seite habe ich den Cover-40er selbst nochmal in die Kamera gehalten. Das hat auch deshalb ganz gut gepasst, weil ich zwar nicht auf den Tag, aber immerhin auf das Jahr gleich alt bin wie das Magazin und sechs Monate später selbst einen „runden Geburtstag“ gefeiert habe. Cheers to that!

 

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Mode-Zukunft: die Grmpf Hose

Wahrscheinlich gibt es kaum eine tollere Berufsbezeichung mit Modebezug als „Future Wardrobe and Design Consultant“ bei einer Filmproduktion, noch dazu bei einem so gelungenen Film wie „Her“ von Spike Jonze. (Sidenote: Vom Trailer war ich ja nicht besonders angetan und schickte mich also fast widerwillig an, mir „Her“ anzuschauen, aber der Film selbst ist wirklich sehenswert und wartet mit sehr vielen interessanten kleinen Ideen in puncto „where mankind is heading“ auf).

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Da „Her“ in der zwar nicht allzufernen aber eben doch nicht ganz greifbaren Zukunft spielt (bezeichnend: gefilmt wurde On Location in Los Angeles und Shanghai, weil Shanghai offenbar als die urbanistische Zukunftsstadt gilt… Ich erinnere an „Blade Runner“, das ebenfalls in einem zukünftigen Los Angeles angesiedelt ist, welches sich aber deutlich dunkler und trister ausmacht als die durchaus lebenswerte Metropole, die in „Her“ zu sehen ist. Aber dann wieder: Spike Jonze ist nicht Ridley Scott…), musste also jemand her, der sich mit dem Manifest-Werden von Trends über eine Zeitspanne von mehr als nur ein, zwei Saisonen auskennt.

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Kenzo-Sweater, alle auf thecorner.com

 

Also ein Modedesigner – eh logisch. Als „Future Wardrobe and Design Consultant“ fungierte nun laut MitarbeiterInnenliste bei „Her“ Humberto Leon. Jawohl, Opening-Ceremony-Humberto. Und natürlich, Kenzo-Humberto. KEN-ZO. Eh schon wissen, Trendalarm und so.

So fühlt sich wahrscheinlich nicht nur Joaquin Phoenix, wenn er so eine Hose tragen muss. Grmpf.
So fühlt sich wahrscheinlich nicht nur Joaquin Phoenix, wenn er so eine Hose tragen muss. Grmpf.

Allerdings muss ich schon meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass der gute Trend-Guru Humberto bei seiner Prophezeiung, dass die Zukunft (irgendwie mutmaßt man als „Her“-Zuseher, dass da nicht mehr so viel saisonaler Wechsel stattfinden wird, weil die Menschen ja quasi komplett postmateriell geworden sind) in erster Linie auf Taille geschnittene Wollhosen bringt, zumindest für Männer, nicht recht behält.

Auch ein Future Wardrobe Consultant kann schließlich nicht im Kaffeesud lesen, zwingend. Sage (und hoffe) ich jetzt einfach einmal so …

 

 

Deutsche Gediegenheit (oder so)

Covercheck: Vogue vs Bazaar, Deutschland, September 2013
Covercheck: Vogue vs Bazaar, Deutschland, September 2013

Die Frequenz der Kalte-Platte-Aufwartungen hat natürlich mittlerweile ein lächerlich geringes Maß angenommen, aber man hat ja auch außerhalb der Blogosphäre ein (Berufs)Leben, nicht wahr?

Was ich aber eigentlich sagen wollte (und ich bin ohnehin schon VIEL ZU SPÄT dran, weil ja Septemberausgaben wirklich schon Schnee von gestern sind): Die vor ein paar Wochen unterneommene Parallel-Lektüre von Vogue Deutschland und dem neuen Harpers Bazaar, geleitet von der ganz und gar legendären Margit J. Mayer (ein Interview mit ihr, noch als AD-Chefredakteurin, hier). Man fragt sich übrigens bei diesen abgekürzten Mittelnamen doch unweigerlich immer, wofür das Initial steht: Josefine?

Und ich muss schon sagen: Vielleicht tut es ja der deutschen Ausgabe des Condé-Nast-Flagschiffs ganz gut, dass da einmal ernstzunehmende Konkurrenz auftaucht. Schließlich fällt der Vergleich in meinen Augen sehr zugunsten von Bazaar aus: frischer, origineller, liebevoller, überlegter, anspruchsvoller. Und es gibt auch mehr zu lesen (die deutsche Vogue ist ja ohnehin die meiner Meinung nach inhaltsärmste von allen).

Es bleibt also spannend, wie sich die Angelegenheit ab Januar 2014, wenn Bazaar dann monatlich in die Geschäfte kommt, entwickeln wird. Nach dem Vergleich der Septemberausgaben würde ich sagen, die Vogue sollte sich denn doch ein etwas zeitgemäßeres Kleidchen überstreifen. Die „Medienmarke“ allein macht’s nicht …

Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten

grimm_woerterbuch

Es liegt mir ja nun, obendrein nach so langer Blogosphären-Pause (Erholung?), fern, hier den Oberlehrer aufmarschieren zu lassen. Aber die Sternzeichen-Jungfrau kann sich offenbar ihrer Sternzeichen-Jungfrau-Impulse nicht ganz erwehren. Wir ahnen es: Es geht um Besserwisserei und/oder Krisiererei.

 

Aber ich muss doch einmal anmerken: Was mir, selbst in sehr „gut geklickten“ und darum interessanterweise automatisch als „zu den besten gehörenden“ Blogs manchmal unterkommt, an Rechtschreib- und Grammatikfehlern, oft aber auch einfach an Schlampigkeit, das lässt mir wirklich, wie man in Wien sagt, die „Grausbirnen aufsteigen“.

 

Ich weiß natürlich, dass niemand, ich selbst zu allerletzt, davor gefeit ist, Fehler zu machen. Aber a) ein einziger Selbst-Gegenles-Gang kann mitunter Wunder wirken, wie auch b) das kurze Anwerfen einer Suchmaschine oder c) sogar der anachronistisch anmutende Griff zum Wörterbuch.

 

Wenn wir doch alle finden, dass das Internet zu einer Qualitätssteigerung medialen Outputs beitragen könnte, dann möchten wir doch sicherlich auch auf die Sprache, die das ermöglicht, nicht ganz vergessen. Nicht wahr?