COS: Zehn Jahre Leisertreten

Anlässlich des zehjährigen Bestehens von COS habe ich für das „Presse Schaufenster“ in der Firmenzentrale in London die Chefdesignerin aller Linien, Karin Gustafsson, interviewt. Seit einem Jahrzehnt werden hier, fast im Sinne einer ständig erweiterten, permanenten Kollektion, mit denselben Mode-Codes neue Vorschläge gemacht: „Was sich im Lauf der Jahre verändert hat, sind am ehesten die Proportionen unserer Kollektionen. Wir haben immer noch das Hemd, die gut geschnittene Hose, das kleine Schwarze im Angebot, aber die Silhouette hat sich verändert“, sagt Gustafsson.

Der ganze Text ist hier nachzulesen.

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Der Schein der Dinge

Trojan Chair
Sébastien de Ganays Buch-Karton-Trojaner

Wenn die Dinge nicht (ganz) das sind, was sie zu sein schienen, dann ist das ja üblicherweise eher nicht so toll, also von wegen Täuschung, Hinterlist & Co. Im Fall der „Carton Chairs“ von Sébastien de Ganay, einem französischen, in (oder eher: bei) Wien lebenden Künstler, ist das aber eine durchaus feine Angelegenheit.

carton-chairs

Sébastien hat, ausgehend von einer Skulpturenserie, die der Form auseinandergeklappter Pappendeckelschachteln nachempfunden ist, eine Serie von (Wohn-Kunst)Objekten gestaltet und sich damit ins Feld der Angewandten Kunst bewegt. Besonders schön finde ich den „Trojan Chair“, siehe oben, in Pink, der außerdem noch Stauraum für Bücher oder bietet.

Schön ist übrigens auch, dass Sébastien akkurat mit dem Trojan Chair derzeit im Centre Pompidou zu sehen ist – und zwar als Teil von „Book Machine“, einem Kunstprojekt, das von One Star Press kuratiert wird und in dessen Rahmen Künstler Bücherregale gestaltet haben.

Verschmuste Typen

Es handelt sich, entgegen anders lautenden Angaben, bei den Küssenden nicht um Siggi Hofer und Peter Holzinger. Schön ist das Bild trotzdem, gemacht hat es Selina de Beauclair
Edit: Es handelt sich, entgegen ursprünglichen Angaben des offenbar mit Tomaten auf den Augen gesegneten Verfassers, der ja mit den Herren Hofer und Holzinger persönlich bekannt ist und diese also erkennen sollte, sehr wohl um Peter Hol. (li) und Siggi Hof. (re). Mes excuses !

Was sind wir – also ich spreche natürlich von homosexuellen Männern – doch wortgewaltig. Einer meiner präferierten Demo-Slogan-Klassiker ist ja „Wir bleiben unserem Grundsatz treu: Schwul, pervers und arbeitsscheu“, der mir zum ersten Mal im Zusammenhang mit Ronald M. Schernikau (entweder in einem Buch von ihm oder der nur phasenweise gelungenen Biographie von Matthias Frings, „Der letzte Kommunist“, das weiß ich jetzt nicht so genau) untergekommen ist.

Eine andere Catchphrase, die von einer Schwulendemo in Wien aus dem Jahr 1984 stammen soll, haben sich jetzt der Südtiroler Künstler Siggi Hofer und Modedesigner Peter Holzinger, unterstützt von Fotografin Selina de Beauclair, vorgenommen: „Männer sollen Männer küssen, anstatt Männer töten müssen.“

Das hat nun wirklich etwas Schönes, Wahres und Gutes – und passt außerdem ausgezeichnet zur Wehrpflichtabschaffungs-Volksbefragung, die dieser Tage stattfindet (an dieser Stelle ein kleiner Aufruf: hingehen, teilnehmen).

Die künstlerische Intervention „männer küssen“ nun also, veranstaltet von Hofer und Holzinger, findet am 24. Jänner im Samstag Shop statt (ab 19 Uhr, Margaretenstraße 46, 1040 Wien).

Mit Ach und Krach

spikecover

Die aktuelle Ausgabe des österreichischen Kunstmagazins Spike Art Quarterly, geleitet von der Künstlerin Rita Vitorelli, ist soeben erschienen. Ich könnte jetzt irgendwas von Feiertagslektüre daherschwafeln, das lasse ich aber bleiben, weil man ja nicht nur über die Feiertage zu guten Magazinen und/oder Büchern greift, gell… Wo war ich aber…?

Ah ja, also das Spike Art Quarterly widmet sich mit seiner Coverstory der Arbeit des amerikanischen Künstlers Brian Calvin, der über „Ach und Krach der Kollaboration“ spricht – gemeint ist seine Zusammenarbeit (man hätte eben auch „Kooperation“ schreiben können und so das nicht so schöne „Kollaboration“ vermieden, aber das ist eine andere Geschichte) mit Raf Simons für dessen Herren-Kollektion F/S 2013. Das ist insofern interessant, als die andere Seite schon in einem Interview von Simons mit Dazed & Confused aufgezeigt wurde.

Also bitte: Feiertagsunddarüberhinaus-Magazinlektüre sichern.

 

Streichelpulli

monopol-edition

Sagen wir einmal, die Frist für termingerechte Auslieferbarkeit von Onlinebestellungen, die noch unter dem Weihnachtsbaum zu liegen kommen sollen, dürfte verstrichen sein. Aber man kann sich ja auch selbst eine Freude machen und in Kunst und abverkaufsresistente Mode zugleich investieren: Dieser schrecklich-schöne Sweater nämlich mit dem Gar-nicht-mal-so-entzückenden-Kätzchen ist eine Kunstedition, die das monopol-Magazin um 199 Euro anbietet. Gut investiertes Geld, wenn man auf Achtzigerjahre-Fantasy-Poster steht, zum Beispiel, oder eben auf die Kunst von Martin Eder, der hierfür verantwortlich zeichnet.

Ein Tipp im Sinne des Werterhaltes: Kalte Handwäsche tut’s auch.

 

Medienkunstsalon

seditionart.com
Auf der Suche nach Last-Minute-Weihnachtsgeschenken für digital-affine und kunstsinnige Menschen empfiehlt sich dem Geschenkesuchenden ein Zwischenstopp auf www.seditionart.com. s[edition] nämlich (so schreibt man sich) bietet Medienkunst zur rein „körperlosen“ Verwendung an, es gibt Kunstwerke von Damien Hirst, Tracy Emin, neuerdings auch AES+F und Wim Wenders zu kaufen. Ausgedruckt oder sonstwie verphysischt dürfen die Arbeiten nicht werden, dafür stellen sie aber schmucke Screensaver o. ä. dar. Neuzugang in dieser Hightech-Kunst-Sippe ist eine eigens entwickelte App, die in Kombination mit Samsung Smart TV-Geräten funktioniert und das Wohnzimmer zum digitalen Mediensalon umfunktioniert.

Eine künstlerisch wertvolle alternative zum Feiertagsprogramm? Nun ja …

 

 

Mut zum Verfall

Vor gefühlten hundert Jahren, als ich vorübergehend mit den Gedanken spielte, mich in Berlin niederzulassen, habe ich die an der Spree lebende Grazerin Elisabeth Prantner alias „Lisa D.“ zu einem sehr netten Gespräch in ihrem Atelier in den Hackeschen Höfen getroffen. Das war damals ein Interview für die Online-Plattform „Berlin Styles Report“, die es offenbar nicht mehr gibt. Nun ja.

Jedenfalls sprach ich mit Elisabeth, die schon seit mehr als zwanzig Jahren in Berlin arbeitet, über die Entwicklung der Szene, sie erzählte davon, dass sich ihrer Meinung nach „Berlin immer dem großen kommerziellen Erfolg verschließt“. Als Beispiel führte sie unter anderem die wichtigsten Vertreter der über die Maßen lebendigen Technoszene an, die ihrerseits auch nicht das große Geld gemacht haben. Entsprechend kalt ließ sie damals, wir trafen einander 2006, der aktuelle Hype um die Modestadt Berlin (wo ja weiterhin eher Events und Partys veranstaltet werden, als dass massenweise Geld auf B2B-Messen fließen würde).

Vor Kurzem wurde Elisabeth für ihr Mode-Upcycling-Labor/Projekt „Bis es mir vom Leib fällt“ mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet. Ich gratuliere herzlich, das schaut mir doch nach einer netten Sache aus.