Ein kleines Follow-Up zu meinem letzten Post über die Wolford-Nennung in Kylies „Sexercize“-Video (ist Kylie übrigens auf einem verspäteten Neunzigerjahre-Sex-Selbstverwirklichungstripp, oder was ist da los?): Ich habe auch in meiner Riechstoff-Kolumne für das „Presse Schaufenster“ schon einmal über Britney Spears‘ „Perfume“ geschrieben, aber ich möchte denselben Gedanken jetzt auch auf die Kalte Platte versetzen: Wie unglaublich beherzt Britney in einem Musikvideo ihre eigene Duft-Familie bewirbt, das hat fast schon wieder was.
Und dann auch noch mit „Perfume“ zu titeln, das ist geradezu kühn. Aber immerhin sind es auch ihre eigenen Düfte, während Kylie ja die Strümpfe eines Sponsors besingt. (Okay, die Düfte macht eigentlich auch nicht Britney selbst, aber sie hat einen etwas engeren Verwertungsnutzen.) Insofern, ja, finde ich „Perfume“, auch wenn es irgendwie noch absurder ist, weniger abturnend als das mit Sponsorenlogo versetzte „Sexercize“-Video. Oder?
Es ist ja schon allerhand, wie unglaublich vorsintflutlich ein gestandener Europäer sich in den USA vorkommen kann. Staunte ich doch unlängst an einer Supermarktkasse in Miami über die unzähligen „Pre-paid Debit Cards“, die man sich dort mir nix, dir nix kaufen kann. Einfach so. Eine Bankkarte. Ziemlich chic, oder? Beziehungsweise, pardon: fancy.
Nun ja, um das Ganze noch attraktiver zu machen (offenbar erfreuen sich diese pre-paid debit cards, die man einfach mit Guthaben aufladen kann, wachsender Beliebtheit) gibt es dann auch noch, wir sprechen ja über die USA, sogenannte „celebrity endorsed pre-paid debit cards“. Mhm. Und eine der endorsenden Zelebritäten ist OF COURSE Justin Bieber.
… der weiß, wie’s geht – der Justin
Zur Abrundung der Angelegenheit taucht Justin Bieber als eine Art weiser Sparefroh mit Sex-Appeal (de gustibus non est disputandum…) in begleitend lancierten „So wird’s gemacht“-Videos auf, in denen er Teenagern (die wenig überraschenderweise die hauptsächliche Zielgruppe dieses Spar- oder Geld-Ausgebe-Produktes darstellen) erklärt, wie man mit Geld umgeht und wie unglaublich hilfreich die von ihm beworbene Bankkarte denn nicht ist.
Wenig überraschend ist übrigens auch die Tatsache, dass unter den ohnehin schon von Konsumentenschützern schief angesehenen Karten (für Aufladen, Abheben – und auch für Inaktivität über einen gewissen Zeitraum fallen Gebühren an) die von ihm beworbene besonders umstritten ist. Fazit: „Save some, spend some – spend none, lose some too“.
Wofür man übrigens sein Geld definitiv auch nicht ausgeben sollte: den Duft „Justin Bieber’s Girlfriend“ im attraktiven Vibrator-Flakon (?). Auch wenn wahrscheinlich Myriaden junger Damen nichts lieber täten, als eben eine solche „Justin Bieber’s Girlfriend“ zu sein, kann der Geschmack des von Elisabeth Gürtler so ungeliebten jungen Mannes gar nicht so schlecht sein, dass dieses stinkende Gebräu sie in seine Arme treiben würde. Aber meine warnenden Worte verhallen wahrscheinlich ungehört.
Und wo ein Handy, da Nagellacky? Man sollte es vielleicht mit den Analogien nicht übertreiben. In jedem Falle gibt es in dem Etsy-Shop „The Custom Art“ den passenden Lack für das Handy zu kaufen, daher kommen tut er in einer Chanel-Ästhetik. Ich frage mich, ob die Lizenznahme dieses Aussehens eine besonders heikle war, vielleicht läuft es für den (in Hongkong registrierten…) Anbieter ja auch unter „Nagel-Kunst“. Praktisch übrigens auch für Männer, die endlich an der allgegenwärtigen Nagellack-Frenzy teilhaben wollen.
In meiner (allseits beliebten? ich hoffe doch!) Kolumne „Riechstoff“ im Presse-Schaufenster habe ich unlängst über wohlige Wohlfühldüfte mit nostalgischen Erinnerungsnoten geschrieben. „Bath & Beauty“ von Jil Sander (jetzt wiederaufgelegt im Rahmen einer „The Essentials“ Kollektion) und „White Linen“ von Estée Lauder sind wirklich großmütterlich tröstlich. Zum Originaltext, bitte hier entlang.
Das Wortspiel ist so aufgelegt, dass es gar keines ist: Die 1987 in Australien, in Melbourne, gegründete Kosmetiklinie „Aesop“ ist nämlich nach dem antiken Erzähler benannt, der als der Erfinder der Tierfabel gilt. Ergo? „It’s absolutely fabulous, darling.“
Aesop jedenfalls setzt auf qualitativ hochwertige Naturkosmetik, die es auch in ausgesuchten Läden in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu kaufen gibt (in Wien zum Beispiel in der Saint Charles Apotheke).
Die „Voilières“ sind natürlich illustratorisch wertvolle Produktarrangements und obendrein ein tolles Präsent für alle Ornithologen. Oder so.
Und der von Lucy McRar für Aesop verantwortete Kurzfilm „Morphé“ ist zwar (meiner Meinung nach) eher abschreckend als werbewirksam, ästhetisch anspruchsvoll ist er aber in jedem Fall – das brachte ihm auch eine Auszeichnung bei Diane Pernets Fashion-Film-Festival ein. Bitteschön, großes Frankensteinbeautykino.
Unlängst habe ich mich in meiner „Riechstoff“-Kolumne über das, ich fand das ganz hübsch betitelt, „Celebrity Fragrance Death Match“ von Madonna und Lady Gaga ausgelassen. Während Madonna sich erstaunlich unverblümt mit einem Omaduft zu ihrer Zugehörigkeit zur Generation der Nichtmehrganzjungen (ich meide freundlicherweise das Unwort „Silver Ager“, um Madonna diverse Infarkte zu erspraren) bekennt, kommt die Queere-Popkultur-Pionierin mit einem unsäglich faden Gebräu daher. Ihre zig Millionen Fans stellen sich nasentaub.
Visualtechnisch mag die, hier von Nick Knight abgelichtete, Lady Gaga die Nase vorn haben (sic!), in Duftdingen aber, und das zählt doch bei einem Parfum, tatsächlich eher nicht…
Der Gerechtigkeit halber durfte in meinem „Riechstoff“ übrigens auch ein süßes Gesüffel von Christina Aguilera eine Rolle spielen – freilich keine wichtige, das wäre nicht zu begründen gewesen.
Wer riecht also besser, und was gibt es sonst noch so zu sagen, über die in diesem Jahr lancierten Duftheuheiten „Truth or Dare“ und „Fame“? Zum Weiterlesen, bitte hier entlang.
So, da hätten wir also das Schlamassel. Einen Duft, der die Möglichkeit des Riech-Checks mangels Verfügbarkeit nicht eröffnet, kann ich ja wohl schlecht in die „So riecht Kalt“-Rubrik einreihen, oder?
Macht ja nix, berichte ich also über das bloße (und an sich schon erwähnenswerte Vorhandensein) von dem brandneuen Duft von Nicki Minaj, „Pink Friday“.
Der Werbespot lässt immerhin schon Übles ahnen, dass die Lizenz von Elizabeth Arden gekauft wurde, heißt leider auch nicht viel. Auf einen Remix von „Red Door“ stelle ich mich sicherheitshalber jedenfalls nicht ein (Klarheit gewünscht? ich mag Red Door sehr!).
Der Flakon ist ja irgendwie ein Medley aus Jean-Paul-Gaultier-Klassikern und, ähm, Barbie!? (Hat Barbie einen Signature Duft? Aber sicher doch.) Ich ahne pure Chemie (okay, das ist so üblich), die sich keineswegs irgendwie verstellen wird wollen.
Wonach riecht Zuckerwatte? Die Schnittmenge dürfte groß sein.
Frau Minaj plant aber vielleicht Großes. Immerhin gibt es eine vollmundig mit „Nicki Minaj Beauty“ überschriebene Homepage. Ich befürchte – trotz Blind- bzw. Anosmietest – in diesem Fall das Schlimmste. Ein Gestank kommt selten allein.
Glücklicherweise erstreckt sich das Feld der, da haben wir es wieder, „Capsule Collections“ schon längst über die engen Grenzen der Mode hinaus bis in die Untiefen der Kosmetikindustrie hinein. Auch hier wird gern „collaborated“ (wenn ich im Deutschen von „Kollaboration“ lese, wird mir übrigens immer ganz übel – darum), die großen Konzerne holen sich kreative Namen ins Boot.
L’Oréal zum Beispiel macht für eine Sonderedition eines „Professionnel“-Haarsprays jetzt mit Charlie Le Mindu gemeinsame Sache, was alle Menschen mit ausreichend üppigem und dichten Haarwuchs und obendrein Mut zu unkonventionellem Auftreten sehr freuen dürfte.
Das Döschen ist übrigens auch ganz nett. So als „Badezimmer-Candy“, oder wie man sagt.
Hier noch der Link zu einem bei dem A Shaded View of Fashion Film Festival (allen Ernstes mit FFF, ASVOFFF?) gelaufenen Showvideo, in dem auch die fantabulöse Rossy de Palma vorkommen darf. Das hat zwar mit dem Haarspray nur mehr am Rande zu tun, aber eben gerade darum.